INFOS
ARTIST
RELEASE DATE
17.10.2014
CATALOGUE NO.
GRCD/LP/Digital 497
TRACKLIST
American Wheeze
Black Soul Choir
Bad Moon Rising
Low Estate
For Heaven’s Sake
Black Lung
Horse Head
South Pennsylvania Waltz
Brimstone Rock
Fire Spirit
Day Of The Lords
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Story
Live Alben sind immer so eine Sache, vielfach scheinen sie zum Stopfen kreativer Löcher genutzt zu werden, oft bringt eine Band schlicht auf der Bühne nicht die Qualitäten mit, die ein Konzert auch nachhaltig auf Tonträger eingefangen zu einem beeindruckenden Genuss machen, und nicht selten gelingt es auch guten Live Bands nicht, das Erlebnis so einzufangen, dass ein Live Album von sich aus eine eigene, dem jeweiligen Studio Oeuvre gleichwertige oder gar überlegene Atmosphäre entfaltet, oder den Hörer durch seine schiere Intensität mitreißt.
16 Horsepower’s „Hoarse“ gehört ohne jeden Zweifel zu den Ausnahmen. Die 11 Songs, aufgenommen 1998 in Denver und Paris, zeigen die Band auf der Höhe ihres Schaffens, mehr noch, die hier zu hörenden Versionen der Songs ihrer Studioklassiker „Low Estate“ und „Sackloth’n’Ashes“ sind nahe der Perfektion. Was für eine Kraft, was für eine Wucht, vom mit David Eugene Edwards’ Akkordeon dominierten Intro des Openers „American Wheeze“ braucht es keine 2 Minuten, bis Steve Taylor, Jeffrey Paul Norlander, Jean-Yves Tolà und Pascal Humbert die Hölle losbrechen lassen. 16 Horsepower waren anno 1998 keine Band, sie waren eine Maschine, die mehr als die Summe seiner individuellen Teile wurde, sobald eine Bühne betreten war. Eine Maschine, die alles niederwalzte, nicht brutal, nicht laut. Also schon brutal und laut, aber nicht in dem Sinne, wie man es von „gewöhnlichen“ Rockern/Metallern kennt, die gerne mal „laut“ mit intensiv verwechseln. 16 Horsepower waren bei aller rohen Kraft immer auch filigran, sie beherrschten die leisen Töne (man höre das gigantische CCR Cover von „Bad Moon Risin‘“!) in gleicher Souveränität wie das volle Brett. Dass man mit David Eugene Edwards einen der charismatischsten Frontleute der letzten drei Dekaden an Bord hatte, hat sicher auch nicht geschadet….Überhaupt, die Cover-Versionen, drei insgesamt. Neben „Bad Moon Risin‘“ gibt es Gun Club’s „Fire Spirit“ mit Duettpartner Bertrand Cantat (Noir Desir, heute Détroit) in einer mitreißenden Version (die für mich, obwohl glühender Gun Club Fan der ersten drei Alben, zumindest ebenbürtig dem Original ist) und vor allem ein fulminantes „Day of the Lords“, einem dieser eigentlich per se verbotenen Cover, denn wer sollte jemals in irgendeiner Form auch nur halbwegs einem Joy Division Song gerecht werden können? 16 Horsepower konnten das. Und zwar in einer Art und Weise, die Gänsehaut erzeugt, „Day of the Lords“ wird bei allem Respekt, den die Band ihm angedeihen lässt, so selbstverständlich und in beeindruckender Intensität und absoluter Harmonie ins Repertoire integriert, als ob es ihr eigener Song wäre.
Welche Qualität allerdings auch die eigenen Songs haben, dazu lassen sich beispielhaft der ruhigste Track des Albums, „Horse Head“ ein von unglaublicher Melancholie getragener Song, bei dem Jeffrey Paul Norlander’s Violine perfekt mit David Eugene Edwards‘ klagender Stimme, dem gestrichenen Bass Pascal Humbert‘s und den Gitarren interagiert, oder das monumentale „For Heavens Sake“ heranziehen, ein Paradebeispiel, was meisterhafte Beherrschung des Feedbacks, wie den perfekten Einsatz dessen, was man gerne als „schneidende Silde-Gitarre“ bezeichnet, angeht.
Überhaupt, die Originale, acht insgesamt. Wer die dazu gehörigen Studioversionen kennt, sollte und muß hier reinhören. Hier sind alle, wirklich alle Songs zu absolut perfekten Versionen weiterentwickelt. Evolution, eines der Markenzeichen der 2004 endgültig aufgelösten Band aus Denver, CO. Niemals war einer ihrer Songs in seiner Entwicklung abgeschlossen, immer nur Momentaufnahme, ob als Studioaufnahme oder in der Entwicklung von Tour zu Tour, niemals war Stillstand, Wiederholung.
Wer die Band jemals live erlebt hat, weiß welche Magie da stattgefunden hat und „Hoarse“ ist eines dieser raren Ausnahme-Alben, die diesen Moment in seiner vollen Kraft und Intensität eingefangen haben und das –mehr glücklicher Zufall, als geplant- in einer exzellenten Soundqualität. „Hoarse“ ist die Essenz des 16 Horsepower’schen Schaffens, eine Platte, dass für mich die gleiche Klasse als Live-Album hat, wie The Doors‘ „Absolutely Live“, Bob Dylan’s „Royal Albert Hall“ Konzert, oder Hendrix‘ „Band of Gypsys“.
„Hoarse“ wird am 17.10.2014 erstmals als Doppel-LP in 180 Gramm Vinyl (plus) CD erscheinen, die CD in neuem Artwork mit bislang unveröffentlichtem Fotomaterial.