Die Wände

,

„POSTPUNK IST ENDLICH MAL WIEDER GEFÄHRLICH.“  NEOLYD MAGAZIN

INFOS


ARTIST


RELEASE DATE


15.04.2022


CATALOGUE NR.

GRCD/LP/DIGITAL 1059

TRACKLIST


Die ewige Baustelle
Müssen nur sollen
Future me
Aus dem Raum
Taxi
Der Trick (feat. Der Mondmensch)
24h

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Story


„Hammer und Meißel in der Hand / immer wieder gegen die Wand. / Unerbittlich, das Ticken der Uhr / staubiger Schutt weicht neuer Struktur.“ Mit diesen Zeilen beginnt das neue, selbst betitelte Album von Die Wände. „Die Ewige Baustelle“ heißt das Lied und ist eine gigantische, wundervolle, langsam das Hirn zermahlende Angelegenheit, die einem satte 13 Minuten und 31 Sekunden lang Kopf, Herz und Nacken massiert. Nachdem einem Die Wände dann noch einige hintersinnige, lässige, aus dem Ärmel geschüttelte Post-Punk-meets-Indie-Hits wie „Müssen nur sollen“ und „Future Me“ kredenzen, schließen sie mit dem letzten Stück des Albums die riesige Klammer, die sie mit „Die Ewige Baustelle“ aufmachten: „24h“ ist ebenfalls ein faszinierendes Songmonster, das 14 Minuten und 29 Sekunden dauert. Eine bewusste Dramaturgie, wie Carsten von Postel (Gesang, Gitarre), Mathias Wolff (Drums) und Jann Petersen (Bass) sagen. Dass sie dabei wie eine Kreuzung aus Godspeed You! Black Emperor und Berliner Post-Punk-Szene klingen, ist nämlich auch und vor allem den Erfahrungen der letzten Jahre geschuldet – und der besonderen Stimmung dieses besonderen Albums.

Carsten von Postel erklärt: „Bei den Touren zu unserem Debütalbum ‚Im Flausch‘ haben wir einige Songs zerlegt und in die Länge gezogen bis zum Geht-nicht-mehr. Das waren für uns immer sehr befriedigende, fast hypnotische Momente, die auch beim Publikum gut ankamen.“ Als Die Wände dann im ersten Lockdown beschlossen, die Band zum engsten Kreis zu machen und sich regelmäßig im Proberaum zu treffen, war es vor allem dieser Spirit, der ihnen half, diese verwirrende Zeit für eine Weile zu vergessen. Carsten meint: „Wir hatten zwangsläufig viel mehr Zeit als sonst und konnten es uns erlauben, einfach mal eine Stunde lang zu jammen. Oh Gott, ich hasse dieses Wort.“Mathias Wolff stimmt ihm da zu: „Ich hasse das Wort auch – das klingt so nach Mucker. Oder nach Dad-Rock. Aber im Grunde trifft es die Sache ja. Früher haben wir oft nach einem Weg gesucht, wie wir in diesen Flow kommen können, diesmal passierte das ganz natürlich. Wir haben alles angemacht, einfach drauf los gespielt und am Ende festgestellt, dass dabei das beste Material entstanden ist.“Jann erinnert allerdings noch einmal daran, dass es eben auch kurze, catchy Stücke gibt wie „Future Me“ oder „Taxi“, die „bewusst poppiger sind, weil wir den langen, dengeligen Instrumentalparts etwas zur Seite stellen wollten.“

Eingespielt wurde das Album schließlich im Studio Tutti in Leipzig, bei ihrem guten Freund Alexander Günther: „Wir haben uns praktisch zehn Tage lang eingeschlossen, um wieder in diese besondere Stimmung aus der Proberaum-Zeit zu kommen“, erklärt Carsten. „Von Freunden umgeben zu sein, mit denen man kreativ arbeitet – das fühlte sich toll an. Darum sollte es ja auch gehen in einer Band. Die Platte ist deshalb schon auch ein krasses Friends-Ding, eine Synergie von uns Dreien.“ Diese Synergie hört man den acht Stücken an. Während man bei deutschsprachiger Musik sonst oft dazu neigt, Sänger*innen und ihre Texte isoliert zu betrachten, klingen Die Wände durch und durch nach einem Band-Ding. „Gerade weil dieses Album als Akt der Freundschaft innerhalb der Band entstand“, ergänzt Carsten, „wollten wir bei allem, was jetzt kommt, so viele Freund*innen wie möglich einbeziehen und ihnen dabei kreativ freie Hand lassen. Für das Video zur ersten Single ‚Müssen nur sollen‘ haben wir zum Beispiel unsere Freundin Lisa Bühl gebeten, ihre Ideen umzusetzen.“ Und, so Mathias: „Selbst bei der Auswahl der weiteren Singles haben wir unsere Freund*innen zurate gezogen und ihre Empfehlungen eigentlich alle übernommen.“

Bleibt am Ende nur noch die Frage: Wie soll man denn jetzt am besten von diesem kryptischen, brachialen, verschlungenen, wundervollen, kratzbürstigen, weisen Album sprechen? Sagt man, wie dieser Text, es sei das „selbst betitelte Album“? Oder fragt man: „Habt ihr schon das neue Die Wände-Album ‚Die Wände‘ gehört?“ Carsten grinst ein wenig und erzählt, dass die Band selbst oft vom „blauen Album“ gesprochen habe. Und irgendwie ist das ein spannender Fingerzeig, denn die blauen Vibes, die Die Wände mit diesen Liedern verbinden – womit eher die melancholischen gemeint sind und nicht die blauen im Sinne von „Blau auf’m Bau“ – spürt man tatsächlich in diesen acht Liedern, die ein weiterer Beweis für die These sind, dass seltsame Zeiten seltsam-schöne Musik hervorbringen kann.

Fähigkeiten

Gepostet am

10. August 2023